Pushback
Das Flucht Paradox
Im Rahmen des Unterrichts im Fach Kunst und Gestaltung setzten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8ABC mit der Thematik der Migration auseinander und gestalteten in Kleingruppen Plastiken und Assemblagen, um das Thema Flucht und die darin enthaltenen Widersprüche unserer Weltordnung zu thematisieren. Informationsgrundlagen für die Auseinandersetzung mit der humanitären Katastrophe an den Grenzen Europas bildeten sowohl Werke zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen, wie jene von Ai Weiwei oder Monica Bonvicini, sowie das Gemälde „Das Sklavenschiff“ aus dem Jahre 1840 von William Turner, als auch aktuelle Zeitungsartikel und Literatur. Judith Kohlenberger, Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin, verdeutlicht in ihrem 2022 erschienenen Buch „Das Flucht Paradox. Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen“, worum es in der Asyl - und Migrationsfrage eigentlich gehen sollte: nämlich nicht um Almosen, um Akte der Barmherzigkeit und Nächstenliebe, zu der wir uns durch Bilder von Leid, Elend und absoluter Verzweiflung bemüßigt fühlen, sondern um Rechte, welche auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1948 und den Genfer Flüchtlingskonventionen von 1951 beruhen. Sie zeigt auf, dass man mit dem präferierten europäischen Rezept für Migrationsfragen – Abschottung, Abschreckung, Auslagerung- weder Ankunftszahlen nachhaltig senken noch Leid und Elend an Europas Außengrenzen beenden könne. Höchstens würden damit diese und weitere migrationsbedingte Problemlagen kurzfristig zeitlich und räumlich verlagert, langfristig aber immer größer und drängender. Die Autorin findet es in der Migrationsfrage wesentlich unser Gegenüber beharrlich und unter allen Umständen Mensch sein zu lassen, um uns in ihn hineinversetzen zu können. Die klassische Form der Dehumanisierung, die sich gerade im Flucht- und Migrationsdiskurs an zahlreichen Beispielen beobachten lässt, steht dem jedoch diametral entgegen. Von ankommenden Geflüchteten als „Masse“, „Flut“ oder „Welle“ zu sprechen, sie mit Naturkatastrophen und Existenzbedrohung gleichzusetzen, bedeute eben genau nicht, sie als Individuen zu würdigen, sondern Xenophobie zu schüren. In ihren 2024 veröffentlichten Büchern „Grenzen der Gewalt. Wie Außengrenzen ins Innere wirken.“ sowie „Gegen die neue Härte“ warnt Kohlenberger eindringlich davor, dass der Gürtel der Gewalt an der Peripherie Europas, etwa die Praxis der völkerrechtswidrigen Pushbacks in der Ägäis oder entlang der Balkanroute unsere Demokratie, rechtsstaatliche Grundsätze und deren Durchsetzung gefährde. Durch die sukzessive Normalisierung von Leid und Entrechtung am Rande Europas würde auch unsere Gesellschaft in ihrem Inneren gleichgültiger, apathischer und kälter. Im Anschluss an die Fertigstellung der Arbeiten tauschten die Schüler*innen ihre Erfahrungen während des Arbeitsprozesses aus und verdeutlichten ihre Intentionen. Die vielfältigen künstlerischen Antworten und Zugangsweisen stellen ein Plädoyer dar moralische Verantwortung zu übernehmen, den Anderen als einzigartig zu begreifen und das Eintreten für ein humanes Europa, das in Asylsuchenden eine Chance statt einer Bedrohung sieht.
Mag.a Constanze Greilhuber Mag. Loki Steiner
Quellen:
Kohlenberger, Judith: Das Flucht Paradox. Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen. Kremayr & Scheriau, Wien 2022
Kohlenberger, Judith: Grenzen der Gewalt- Wie Außengrenzen ins Innere wirken. Leykam Verlag, Berlin 2024
Kohlenberger, Judith: Gegen die Neue Härte. Dtv Verlag, München 2024
Ziegler, Jean: Ändere die Welt! C. Bertelsmann, München 2014
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