Am 22. 5. bekamen die 4B und 4D im Rahmen ihres Geschichteunterrichts die Chance eine der wenigen ZeitzeugInnen der Zeit des Nationalsozialismus, die noch unter uns sind, kennenzulernen. Mit den SchülerInnen wurden im Vorfeld die Kindertransporte 1938/39 thematisiert und im Anschluss daran durften sie Gertrude Fletzbergers ausführlichen Vortrag über ihr Schicksal hören.
Frau Fletzberger wurde 1932 in Wien in eine protestantische Familie geboren. Ihre glückliche Kindheit im 7. Bezirk änderte sich mit dem Einmarsch Hitlers schlagartig. Der Tag des „Anschlusses“ ist auch die erste prägende Erinnerung, die sie hat. Sie war als Augenzeugin dabei, als der Konvoi Hitlers durch die Mariahilferstraße fuhr und die Menschenmaßen ihm zujubelten.
Erst dann erfuhr sie allmählich, dass ihr Vater jüdischer Abstammung war, und die Familie in Gefahr war. Ihre Eltern beschlossen 1939 ihre drei Kinder auf einen Kindertransport der Schwedischen Israelmission nach Schweden zu schicken. Die damals 7-jährige Gertrude war auf sich alleine gestellt, da alle drei Kinder in verschiedenen schwedischen Städten untergebracht wurden. Obwohl sie in eine sehr bemühte Pflegefamilie kam, hatte sie mit vielen Problemen, sich anzupassen, zu kämpfen.
Ihre Geschichte ist zum Glück eine, die gut ausging. Ihre Mutter konnte nach zwei Jahren nach Schweden nachkommen und dort in sehr armen Verhältnissen leben. Der Vater überlebte den Krieg auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Südfrankreich. 1947 war die Familie wieder in Wien vereint.
Frau Fletzbergers Geschichte wird insofern immer einen aktuellen Bezug haben, als dass sie sowohl einerseits von Schwierigkeiten einer Geflüchteten in einem fremden Land handelt, als auch von der Problematik einer „Fremden im eigenen Land“ nach ihrer Rückkehr.
Wir waren alle beeindruckt, wie ausführlich die rüstige 93-jährige erzählte. Sie war zudem sehr über die Aufmerksamkeit und Fragen unserer SchülerInnen erfreut. Wir wünschen ihr noch viele glückliche und gesunde Jahre und hoffen, sie bald wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen.