Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion
Im Rahmen des Unterrichts im Fach Kunst und Gestaltung besuchten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5A, 5B, 5C, 6C, 6D, 7ABC und 8ABC im Kunsthistorischen Museum eine große Sonderschau des holländischen Barockmalers Rembrandt van Rijn (1606–1669) und dessen Schülers Samuel van Hoogstraten (1627–1678). Die Vielfalt der Meisterwerke gab nicht nur einen Einblick in die niederländische Barockmalerei, insbesondere in die Porträtmalerei, sondern beleuchtete auch die gemeinsame Faszination Rembrandts und Hoogstratens für illusionistische Täuschung und virtuelle Realitäten.
Großen Einfluss auf künstlerische Errungenschaften der Barockmalerei übten die Ideen des französischen Philosophen René Descartes (1596-1650) aus.
Descartes gilt als Begründer der neuzeitlichen Philosophie und entwickelte als Methode des Erkennens den Rationalismus, den er in seinem Hauptwerk „Meditationes“ (1641) behandelte. Am Beginn der Neuzeit distanzierte man sich von den im Mittelalter dominanten Glaubenswahrheiten und Descartes entwickelte radikale Grundgedanken mit der Absicht eine Basis für seine Philosophie zu schaffen. Er meinte, dass man sich als einen zu Täuschenden voraussetzen müsse und alles anzuzweifeln sei. Die einzige Gewissheit, die einem bliebe, sei jene, ein Zweifelnder zu sein, alles andere könne eine große Halluzination darstellen.
In diesem Sinne stellen die Werke Rembrandts und Hoogstratens Inszenierungen dar, welche die Sichtbarmachung von Täuschungsprozessen und das Hervorrufen von Überraschung und tiefer Erschütterung beim Betrachten intendieren. Diese Augentäuschung, genannt Trompe – l´oeil, bezeichnet eine illusionistische Kunst, die dazu einlädt, über das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit nachzudenken. Insbesondere das Zusammenspiel mit der verschwimmenden Grenze zwischen Bild- und Betrachter*innenraum oder die täuschend echte Wiedergabe der Wirklichkeit verleihen den Werken Rembrandts und Hoogstratens große Aktualität und fordern dazu heraus unseren gegenwärtigen medialen Umgang mit Täuschung neu zu hinterfragen.
Mag.a Constanze Greilhuber Mag. Loki Steiner
Quellen:
Pénot Sabine (Hrsg.): Rembrandt Hoogstraten – Farbe und Illusion, Ausstellungskatalog KHM, Belser Verlag 2024
Precht, Richard David: Erkenne die Welt. Eine Geschichte der Philosophie. Band 2 Renaissance bis Deutscher Idealismus, Goldmann, München 2017
Kemp, Wolfgang: Die ehrbaren Täuscher. Rembrandt und Descartes im Jahr 1641. Schlaufen Verlag, Berlin 2024
Hoogstraten, Die Pantoffeln, 1675
Rembrandt, Selbstporträt mit Palette und Malstock, um 1665
Rembrandt, Selbstporträt mit Hut und zwei Ketten 1642-43
Rembrandt, Mädchen in einem Bilderrahmen, 1641
Hoogstraten, Perspektivische Ansicht mit einem lesenden jungen Mann in einem Renaissancepalast, 1662–1667
Hoogstraten, Trompe-l'œil-Stillleben, 1655
Samuel van Hoogstraten, Alter Mann im Fenster, 1653.
Hoogstraten, Einführung in die hohe Schule der Malkunst oder die sichtbare Welt, 1678
Hoogstraten, Schattenspiel mit Menschen